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Cea Serin: The Vibrant Sound Of Bliss And Decay (Review)

Artist:

Cea Serin

Cea Serin: The Vibrant Sound Of Bliss And Decay
Album:

The Vibrant Sound Of Bliss And Decay

Medium: CD/Download
Stil:

Progressive Metal

Label: Generation Prog
Spieldauer: 47:51
Erschienen: 06.10.2014
Website: [Link]

Angekündigt, verschoben, angekündigt, verschoben, angekündigt, verschoben: Das zweite Album von CEA SERIN schien schon auf dem Weg zum „Chinese Democracy“ des Progressive Metal zu sein. Selbst auf der Schlussgerade, als das Album endlich fertig eingespielt und produziert war, hatte CEA-SERIN-Mastermind Jay Lamm (mal wieder) mit der Unfähigkeit einer Plattenfirma zu kämpfen. Glücklicherweise stand das kleine, aber feine deutsche Generation-Prog-Label parat, sodass „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ doch noch erscheinen kann.

Was das Album auszeichnet, lässt sich in der Kurzfassung so beschreiben: Unglaubliche technische Versiertheit, wahnwitzige Präzision, ultratighte Brutalität, unfassbare Melodien, außergewöhnliche Abwechslung. An dieser Stelle könnte man das Review jetzt beenden und schlicht die Höchstnote zücken, aber das würde diesem außergewöhnlichen Werk in keinster Weise gerecht. Nicht, dass der Verfasser sich anmaßen würde, CEA SERIN mit Worten nahekommen zu können. Aber „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ schreit danach, mit vielen Worten beschrieben und angepriesen zu werden.

Wäre Jay Lamm ein abgewichster Geschäftsmann, er hätte folgendes gemacht: Er hätte Ville Laihiala (Ex-SENTENCED), Tobias Sammet (EDGUY), Ray Alder (FATES WARNING), David DeFeis (VIRGIN STEELE) und Tom Owens (Ex-alles) ins Studio eingeladen, die Ausnahmesänger einige Parts einsingen lassen, das Album mit großem Marketingetöse als „erste Prog-Metal-Oper“ verkauft und damit reich geworden. Jay Lamm ist aber kein abgewichster Geschäftsmann, sondern einfach nur ein Künstler mit scheinbar überbordender Kreativität. Also hat er einfach die imaginären Parts von Laihiala, Sammet, Alder, DeFeis und Owens von brutal growlend bis engelsgleich schmeichelnd selber eingesungen. Was ein Aspekt der großen Varianz von „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“ ist.

Der andere ist natürlich die Musik. Auf einem grundsätzlich sehr metallisch tönenden Fundament, auf dem chirurgisch-skalpellarisch gerifft wird und mit der Präzision einer digital angesteuerten Nähmaschine die Drums eine moderne Basis legen, gehen CEA SERIN geradezu verschwenderisch mit ihren Ideen um. Knüppelharte Rifforgien, halsbrecherische Skalenritte, zerbrechliche Pianoparts, all das gibt’s hier im Minutentakt. Klar, hier und dort schimmern FATES WARNING als Inspiration durchaus hindurch, insbesondere dann, wenn Lamm seine Ray-Alder-Stimme ertönen lässt, doch unterm Strich geht das Trio so eigenständig zu Werke wie kaum eine andere Prog-Metal-Band.

Wenn man den Vergleich zu DREAM THEATER ziehen wollte, würde man konstatieren: Die erfolgreichste Prog-Metal-Band schießt, wenn es metallisch zur Sache gehen soll, weit übers Ziel hinaus; soll es dagegen besinnlich sein, verlieren sie sich im schwülstigen Kitsch. Bei CEA SERIN stimmt dagegen die Balance: Bei aller musikalischen Intensität verlieren sie nie den Blick für die Melodie, und wo das Traumtheater mit ZDF-Fernsehgarten-kompatiblen Gruselmelodien nervt, gibt’s bei Lamm & Co. sanfte Percussions, sparsam gesetzte Pianotupfer – und liefern so mit klangreduzierter Vorgehensweise die Gänsehäute gleich im Kilopack.

FAZIT: Fünf Songs befinden sich auf „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“; und egal, ob es die knüppelhartmelodischen „The Victim Cult“ oder „Holy Mother“ sind, das besinnliche „Ice“, das wahnwitzige „The Illumination Mask“ – der Inbegriff der musikalischen Achterbahnfahrt – oder die 20-minütige Progdoktorarbeit „What Falls Away“: Jeder Song, jede Minute, jede Sekunde dieses Albums ist essenziell. Wer auf verschachtelte Musik steht und in diesem Jahr nur ein einziges Album kaufen möchte, der greift bitte zu „The Vibrant Sound Of Bliss And Decay“, das in den Kategorien abwechslungsreich, intensiv, heftig, melodisch Maßstäbe setzt und für Monate Hörgenuss verspricht. Das Wort „einfach“ ist sicher nicht zutreffend auf CEA SERIN, mit einer Ausnahme: einfach überragend.

Lothar Hausfeld (Info) (Review 9793x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 15 von 15 Punkten [?]
15 Punkte
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Tracklist:
  • Holy Mother
  • The Illumination Mask
  • Ice
  • The Victim Cult
  • What Falls Away

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Endamon
gepostet am: 03.10.2014

User-Wertung:
15 Punkte

Stimme ich zu!
Dr. o [musikreviews.de]
gepostet am: 03.10.2014

Seit wann ist Sammet ein Ausnahmesänger?
hendrik
gepostet am: 03.10.2014

Sammet? Klar isser! Mit so einer so dünnen Quäke, die auch noch oft tonal nah dran, aber doch daneben liegt, seit Jahren die ganze Szene zu verarschen - das hat Ausnahmequalitäten :)

Cea Serin: der nächste Prog-Hammer nach Ethereal Architect und Subscribe. Voll geil.
Proggus
gepostet am: 03.10.2014

User-Wertung:
13 Punkte

Tolles Album, was für eine grandiose Weiterentwicklung, da haben sich die 10 Jahre warten richtig gelohnt :-) Und im übrigen ist da noch eine weibliche Sängerin im letzten Stück...
Tom
gepostet am: 05.10.2014

User-Wertung:
9 Punkte

Das heisst also, wenn man neuere DREAM THEATER gelungen findet, sollte man die Finger von der Musik lassen?
Ich finde übrigens, bei CEA SERIN stimmt die Balance überhaupt nicht, alles klingt gestelzt und gekünstelt...
Assaulter
gepostet am: 05.10.2014

Gekünstelter als DREAM THEATER geht doch nicht mehr. Naja, geniess du dieses seelenloses Technikgewichse, die guten Leute hören weiterhin eine Band mit Substanz.
Tom
gepostet am: 05.10.2014

Ah, der CEA SERIN-Hörer meint also, sein Geschmack sei über den anderer erhaben. Na, dann weiterhin viel Spaß mit deiner Substanz, hihi...
Proggus
gepostet am: 05.10.2014

Diese Diskussion ist doch irgendwie überflüssig, genauso wie der gekünstelte Vergleich, den der Rezensent in seiner ansonsten guten Rezension unbedingt bringen musste. Dream Theater sind DreamTheater, aber Cea Serin sind eben auch Cea Serin und brauchen sich nicht zu verstecken. Fairerweise muss man auch sagen, während Dream Theater über eine lange Zeit immer wieder gute Alben veröffentlicht haben, haben Cea Serin jetzt ein überragendes Album hingelegt. Da hat also das Traumtheater schon noch Vorsprung, aber man kann beide Bands mögen.
Lothar [musikreviews.de]
gepostet am: 06.10.2014

Natürlich kann man Dream Theater UND Cea Serin gutfinden. Kann ich ja auch. :-)

Und wegen Tobias Sammet und Ausnahmesänger: Der ist die Ausnahme unter den genannten Sängern. ;-)
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